Tabellarischer Lebenslauf
1967 | Erste Gesangsimprovisationen |
1976-82 | Klarinettenunterricht |
1982-95 | Saxofonunterricht |
1986-89 | Ausbildung zum Offset-Drucker |
1989-95 | Drucker |
1995-99 | Studium an der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ in Dresden mit Hauptfach Saxofon im Studiengang Jazz-Rock-Pop |
1997 | 1. Platz beim „Rock an der Uni“ Wettbewerb veranstaltet von der Sächsischen Zeitung und der Kreissparkasse Dresden |
1997 | CD-Veröffentlichung: Lilienthal - This One |
Seit 1999 | freischaffender Musiker |
Seit 1999 | Lehrer für Saxofon und Klarinette an der „Städtischen Musikschule Weil der Stadt“ |
Seit 2000 | Lehrer für Saxofon an der „Städtischen Musikschule Markgröningen“ |
09.09.2003 | 1. Auftritt als One-Man-Band |
2005 | CD-Veröffentlichung: Lilienthal - Touch My Heart |
2010 | CD-Veröffentlichung: Lauenstein Lilienthal Quartett - spielt Richard Rodgers |
2010 | CD-Veröffentlichung: Sebastian Lilienthal - Live im Golfclub Kaiserhöhe |
2013 | 500. Auftritt als One-Man-Band |
2016 | CD-Veröffentlichung: Sebastian Lilienthal - Beatles on the Sax |
01.07.2023 | 1000. One-Man-Band-Auftritt |
09.09.2023 | 20-jähriges-Betriebsjubiläum |
Presse Info
Jubiläum
Alleinunterhalter ohne Worte
Stuttgarter Zeitung
11.12.2013
von Cedric Rehman
So richtig zu beschreiben, wie es sich anfühlt, Saxofon zu spielen oder warum es ihm so viel bedeutet, fällt Sebastian Lilienthal schwer. Er sagt dann Sätze wie: „Ich bin einfach Musiker“. Punkt aus, genug der Erklärung. Es scheint, als wäre es genau so schwierig, als Musiker einem Laien diese Leidenschaft zu erklären wie einem Blinden das Farbensehen.
Der Degerlocher hat geschafft, wovon viele nur träumen: Die private Leidenschaft zum Beruf zu machen. Seit Mitte des vergangenen Jahrzehnts steht er als Solokünstler auf der Bühne. Er sei ein Alleinunterhalter, der keine Witze reißt, sagt er. Stattdessen tritt er einfach vor das Publikum und fängt an zu spielen. Meistens sagt er während seines Auftritts kein einziges Wort. Es gibt keine Animation oder Gag-Einlagen, sondern nur seine Musik. Sie ist sein liebstes und meist einziges Mittel der Kommunikation mit den Zuhörern.
Das Konzept, als Solokünstler mit Saxofon zu arbeiten, ging auf, auch wenn es einige Jahre gedauert hat, bis sich Lilienthal etabliert hat. Mittlerweile ist er schon mehr als 500-mal aufgetreten. Firmen, Institutionen oder Privatleute können Lilienthal für ihre Feste buchen. Sie sollten allerdings seine Internetseite studieren und wissen, worauf sie sich einlassen, rät er.
Sebastian Lilienthal trägt bei seinen Auftritten stets einen Anzug. Seriös sieht er dann aus, wie ein Mann der keine Verkleidung benötigt, um Wirkung zu erzielen. Gerade dem Saxofonspieler könnte es ja leicht fallen, optisch Akzente zu setzen. Den Hut schief aufgesetzt oder eine Zigarette lässig im Mundwinkel, damit haben schon andere versucht, einem gewissen Image gerecht zu werden. Das Saxofon ist schließlich kein Instrument wie jedes andere. Seine Töne rufen Assoziationen hervor, lassen an verrauchte Jazzkneipen voller verruchter Gestalten denken.
Fußballfan
Mittlerweile hat er sich so weit etabliert, dass er sich Muße leisten kann. Urlaube müssten gut geplant werden, sagt er, aber drei Wochen Pause am Stück von den Auftritten seien mittlerweile drin. Nach einem anstrengenden Wochenende gönnt er sich auch mal einen Nachmittag auf der Couch. Dann schaut Lilienthal gerne Fußball.
Als Solokünstler mit Saxofon habe er nicht nur eine Lücke entdeckt, die er lukrativ füllen kann, sagt Sebastian Lilienthal. Vieles sei auch einfacher geworden für ihn, zum Beispiel die Logistik. Eine Band müsse Stunden vor dem Auftritt aufbauen und den Sound checken, sagt er. Allein brauche ein Musiker viel weniger Zeit.
Außerdem sei es nicht immer einfach gewesen mit den Bandkollegen, sagt Lilienthal. Mit allen Kumpel sein zu wollen und gleichzeitig professionell zu arbeiten, vertrage sich nicht immer gut, sagt er. „Einmal wollte einer aus der Band nach der Konzertpause nicht mehr auf die Bühne, weil er mit einem Mädchen geflirtet hat. Das war eine schwierige Situation“, sagt er.
Lilienthal muss mittlerweile nur noch auf eigene Befindlichkeiten Rücksicht nehmen, wenn er mittlerweile vor Publikum tritt – ohne Worte, aber mit Saxofon und einer Liebe zur Musik, die er anderen nicht beschreiben kann.
Fernstudium
In Dresden klappte es schließlich mit der Aufnahme an einer Hochschule. Das war Anfang der 90er, die Großstadt an der Elbe war in weiten Teilen noch von den Betonorgien des real existierenden Sozialismus geprägt. Die etwas heruntergekommene Zivilisationswüste der ehemaligen DDR zog nach der Wiedervereinigung viele Kreative aus dem Westen nach Ostberlin, Leipzig oder eben Dresden. Doch den in Stuttgart geborenen Lilienthal hat die ungewohnte Umgebung nur wenig geprägt.
Da er älter als 26 war, erklärte ihn die Dresdner Studienordnung zum Fernstudenten. Er bekam keinen Platz im Studentenwohnheim zugewiesen. Seine Veranstaltungen wurden stattdessen auf einen Wochentag gelegt, und Lilienthal setzte sich einmal in der Woche in den Nachtzug von Stuttgart nach Dresden. In der folgenden Nacht fuhr er dann schon wieder zurück nach Stuttgart. Noch heute hängt ein Schild in seinem Büro, auf dem die Zugverbindung Stuttgart-Dresden angezeigt wird.
Das Leben als selbstständiger Künstler ist kein einfaches. Doch Lilienthal hat sich eingerichtet in einer unsteten Existenz, die viel Freiheit, aber dafür weniger Sicherheit bietet. „Ich könnte mir einfach nicht vorstellen jeden Tag in einer Bank zu arbeiten“, sagt er.
Musikalische Familie
Für Sebastian Lilienthal ist das Kitsch, das Saxofon dagegen einfach ein Instrument. Als Jugendlicher kam er zufällig zu dem Blasinstrument. „Ich komme aus einer Familie, in der auf musikalische Bildung viel Wert gelegt wurde“, sagt er. Er hat sich dann für das Saxofon entschieden. Ein Vorteil sei es gewesen, ein eher wenig verbreitetes Instrument zu beherrschen, zumindest für einen Jugendlichen, der gern in einer Band spielen wollte.
Nach der Schule arbeitete Sebastian Lilienthal als Drucker, doch seine Berufung blieb immer eine andere. Lilienthal machte in jeder freien Minute Musik, die er hatte und bewarb sich zum Saxofonstudium.